Unsere Partnergemeinde aus Beyenburg-Laaken
Ansprache von Werner Schröer aus Anlass der Verabschiedung des Beyenburger Pfarrers Georg Lehnert am 22.01.2006
"Liebe Heidi, lieber Georg!
Im Glaubensbekenntnis heißt es: "Ich glaube an den heiligen Geist, die Gemeinschaft der Heiligen ...".
Ich möchte jetzt von der Partnerschaft der Heiligen sprechen, das heißt, von der Partnerschaft der unfertigen und manchmal auch nicht ganz richtigen Menschen, die durch Gott geheiligt sind und in seiner Gemeinde zusammenkommen.
Ich möchte von dem Beginn und ein wenig von dem Geschehen der Partnergemeinden Beyenburg und Ruhlsdorf/Marienwerder sprechen.
Die Initiative haben vor ca. 25 Jahren zwei nicht mehr ganz junge Gemeindepfarrer ergriffen: Einer aus dem Westen und einer aus dem Osten. Sie wollten eine Partnerschaft, den Austausch der Heiligen durch den Eisernen Vorhang. Das ist uns beiden, Georg, manchmal gegen den Willen der DDR-Behörden, gelungen.
Den ersten Härtefall hatten wir bei unserer ersten Begegnung im Herbst 1983 zu bestehen.
Wilfried Höhmann und Georg Lehnert hatten zwar eine Genehmigung zur Einreise zur Messe in Leipzig bekommen, durften aber dann nicht nach Ruhlsdorf weiterreisen. Kurz entschlossen setzten meine Frau und ich uns ins Auto und fuhren nach Leipzig. Für ein paar Stunden großer Freude und - die Chemie stimmte.
1984 war Ulrike König mit ihrem Sohn und
Hans-Bernd Dietrich die ersten Besucher in Ruhlsdorf.
1985 dann als erster Besuch (Rentner durften ja da schon in den Westen) kam das Ehepaar Erika und Paul Fahrendholz nach Beyenburg. Sie kamen überglücklich von diesem Besuch zurück.
Ich kam dann 1987, im Anschluß an eine kirchliche Dienstreise in den Westen, hier nach Beyenburg - natürlich heimlich, denn von diesem Seitensprung durften die Behörden der DDR nichts wissen.
Der Tenor unserer Begegnung war nicht die Bestimmung durch die Amtspersonen oder die Westpakete, sondern das Treffen und miteinander Lernen der Heiligen, zweier ostdeutscher und einer westdeutschen, Gemeinden.
Die Unterschiede waren und sind bedeutend:
- Die Größe der einen und die Kleine der anderen beiden Gemeinden (Zusammen ca. 470 Mitglieder)
- die Mentalität und die Frömmigkeit
- die geschichtlichen Erfahrungen der Gemeinden in den letzten 60 Jahren.
Unser Heiland Jesus Christus hat uns vereint, liebenswert gemacht. Er hat uns getrieben, befähigt, ermuntert und uns zu Schwestern und Brüder gemacht.
Lassen sie mich noch eine kleine Begebenheit erzählen:
Herrn Stolpe (oberster Jurist in der Berlin-Brandenburgischen Kirche und nach der Wende Ministerpräsident) ist nach der Wende von ehemaligen Stasimitarbeitern oft gesagt worden: wie verwundert sie immer gewesen seien, weil er so furchtlos, kritisch und sicher ihnen gegenüber aufgetreten sei. Sie hätten immer gemeint, der Klassenfeind aus dem Westen hätte ihm den Rücken gestärkt. Sie hatten recht, der Rücken war ihm gestärkt - nur anders als sie glaubten. Es war nicht der Klassenfeind aus dem Westen, sondern Jesus Christus, der ihm den Rücken gestärkt hat.
Lieber Georg, liebe Heidi,
für Euch ist ein bedeutender Teil des beruflichen Lebens zu ende gegangen. Wobei Beruf und Leben sehr eng miteinander verflochten war.
Lieber Georg, ich möchte mich perlönlich aber auch im Namen der Gemeindeglieder unserer beiden Kirchengemeinden ganz herzlich für dein menschliches ja, brüderliches Engagement bedanken. Aber die Gemeinschaft der Heiligen geht mit neuen Pfarrern weiter. und Ihr beide und wir alle sind darin aufgehoben.
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